Schüler wie alle anderen auch.

 

Der Schulversuch HTL für Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache an der HTBLVA für Textilindustrie und EDV, Wien V, Spengergasse 20, hat seine Erprobungsphase hinter sich: Präsentation und Erfahrungsbericht.

 

Der Hintergrund: In der ersten Hälfte der 1990er Jahre kommen zahlreiche Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien nach Wien. Für die PflichtschülerInnen unter ihnen wird recht schnell eine Aufnahme ins Regelschulwesen aufgebaut. Für jene, die eine höhere Schule begonnen haben, geschieht relativ wenig.

In dieser Situation bauen wir an der HTL für Textilindustrie in Wien V, Spengergasse 20, einen Schulversuch für SchülerInnen mit nichtdeutscher Muttersprache (intern NDS genannt) auf. Er läuft von 1993 bis 1997 und ist für die Beteiligten absolutes Neuland. Wir bringen uns selbst die nötigen didaktischen Grundlagen bei, und unsere SchülerInnen haben oft größere Sorgen, als wir verstehen können...

In diesem Artikel für die ÖDaF-Mitteilungen des österreichischen Fachverbandes für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache wird eine Bilanz gezogen:

 

Insgesamt 78 Schülerinnen und Schüler haben die NDS-Klassen durchlaufen. Das Konzept ist, ihnen in den ersten drei HTL-Jahrgängen einen zusätzlichen Unterricht in Deutsch als Fremdsprache zu ermöglichen, der von anfangs 9 Wochenstunden auf 4 Wochenstunden reduziert wird und ihnen im 4.Jahrgang eine vollwertige Integration in den normalen Schulbetrieb ermöglicht.

 

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels haben 78 SchülerInnen daran teilgenommen und wurden von 32 LehrerInnen betreut. Zum Vergleich: Die HTL-Spengergasse wird damals von ca. 850 SchülerInnen besucht, davon ca. 180 im textilen Ausbildungsbereich, in dem die NDS-Klassen eingerichtet sind und es unterrichten an der Schule ca. 150 Kolleginnen und Kollegen.

Ca. zwei Drittel der NDS-SchülerInnen schaffen durch das flankierende NDS-Angebot die Matura. Einer von ihnen resümmiert (O-Text): Diese Schuljahr hat die größte Bedeutung für uns gehabt, weil wir Deutsch schön gelernt haben. Ich glaube, dass diese System sehr gut funktioniert. Ich meine, dass wir eine Grundfläche für die nächsten Jahre haben. Alle Professorin waren gantz korrekt für uns...

 

Der Artikel fasst die Arbeit dieser fünf Jahre zusammen, bietet Statistiken, Lehrpläne und Zusammenfassungen und illustriert dies anhand persönlicher Erlebnisse und Begebenheiten. Am Ende heißt es für die weiteren Pläne: Der Knackpunkt wird sein: Stehen für die - von allen Seiten gewünschten - Versuche auch Werteinheiten (=Lehrerstunden) zur Verfügung oder werden sie der innerschulischen Konkurrenz, etwa mit Freigegenständen oder Abendkursen, ausgesetzt...?