Zum 20jährigen Bestandsjubiläum des österreichischen Verbandes für Deutsch als Fremdsprache (ÖDaF) werde ich um einen Beitrag ersucht. Zwar nicht, weil ich von Anfang an dabei gewesen oder ein besonderer Kapazunder auf diesem Gebiet wäre. Aber ein Quereinsteiger wie ich, so meint man, könne die humoristische Seite des Sich-Abfeierns betreuen.

Bleibt nur die Frage, wie. Was, bitte, ist schon lustig am Deutschen als Fremdsprache?

 

Die Lösung besteht in einer altbewährten satirischen Technik: einer Fiktion in Form eines Berichts aus der Zukunft, er heißt DaF. DaFer am DaFsten! - Ein Rückblick auf 40 Jahre ÖDaF (2024). Hier ist der Anfang:

 

Die Geschichte von Deutsch als Fremdsprache war eine Erfolgsstory der letzten Jahrzehnte. Sie muss mit aller Kraft und Entschlossenheit weiter geschrieben werden!


Erinnern wir uns: Österreich um 1980, das war ein Land, in dem die Menschen den Genitiv noch korrekt zu gebrauchen wussten, in dem die Bildung des Konjunktivs Plusquamperfekt Passiv allen Taferlklasslerlnnen (damals freilich noch ebenso pauschal wie maskulin als ,,-klassler" bezeichnet!) geläufig war und in dem die Verwendung einfacherer Komposita wie "Markscheidewesenfachmann" , "Brückenuntersichtgerätehersteller" oder "Säckelwartstellvertreterin" geradezu als Volkssport galt.


Genau genommen war dieser Sprachterror ja schon damals nicht auszumderhalten.


Aber erst 1984 gelang einem entschlossenen Grüppchen verwegener Vorkämpferinnen
der Durchbruch: Mit Gründung des Österreichischen Verbandes für Deutsch als Fremdsprache (ÖDaF) wurde der DaF-Gedanke in Österreich eingebaut (= veraltet für: implementiert)!

 

Ausgehend von dieser Perspektive wird Deutsch als Fremdsprache neu definiert. Und zwar als Fremdsprache für mehr und mehr Österreicher, illustriert anhand von realsatirischen Beispielen und Zitaten, etwa "Ich bin nicht nur Europäerin, sondern sogar Österreicherin!" (Ex-Staatssekretärin und Siemens-Vorstandsdirektorin Brigitte Ederer) oder "Ich persönlich bin ein Mensch!" (Außenministerin Benita Ferrero-Waldner).

 

Derlei schöpferischer Gebrauch des Deutsch wird in die Zukunft fortgeschrieben, etwa durch die zunehmenden Internationalismen, und all das zusammen, so die Schlussfolgerung, bietet für die knallharten Profis, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten, ein unerschöpfliches Betätigungsfeld...