Fremd-Sein in aller Welt - leicht gemacht! ist eine Folge meiner Unterrichtsmodelle zum Thema cultural awareness im Rahmen des Projekts Chagal von 2004. Dabei wurden kulturelle Besonderheiten gesammelt. Das Vorwort schildert das Programm:

 

Rund 800 Studierende aus durchschnittlich 70 bis 75 Ländern besuchen jedes Semester den Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten/VWU. Das ist sozusagen „die halbe Welt“ - fast auch statistisch: die Vereinten Nationen haben 189 Mitglieder...
Sie bereiten sich bei uns auf ihre Universitätsstudien vor, werden aber auch mit Österreich, den Österreicherinnen und Österreichern vertraut gemacht.
Das bringt, wenn die Dinge gut laufen, am Ende allen etwas: Wir ermöglichen Studierenden eine hochwertige Ausbildung, sie wiederum bereichern unser Universitätsleben und so manche/r von ihnen kann auch als eine Art „Botschafter/in für Österreich“ gewonnen werden.

Und der Lerneffekt ist ebenfalls ein wechselseitiger.

Dann nämlich, wenn AusländerInnen erstaunte Blicke auf unsere Eigenheiten werfen: Ob es die heimische Leidenschaft für Titel ist oder diese seltsam vielen sprachlichen Verkleinerungen inklusive der Adverbien „bisserl“ oder „wengerl“ in der österreichischen Sprache...

Die meisten teilnehmenden Studierenden kamen aus Asien - hier ein Ausschnitt aus diesem Kapitel:

 

CHINA. Verschenken Sie bei uns niemals eine große Uhr. Denn auf chinesisch bedeuten die Worte song zhong entweder Standuhr oder einen Kondolenzbesuch abstatten. Daher gelten große Uhren als Mitbringsel als etwas Negatives.

INDONESIEN. Wenn man eingeladen ist, dann kommt man bei uns zirka eine halbe Stunde verspätet. Und sollten Sie einmal auf die Minute pünktlich sein, dann macht das Ihre Gastgeber höchstens nervös, weil die mit den Vorbereitungen vielleicht noch nicht fertig sind.

 

PAKISTAN. Eine Einladung zum Essen bedeutet bei uns in Pakistan wirklich, dass das Essen der Höhepunkt einer Einladung ist. Also sollten Sie sich danach nicht mehr lange aufhalten.

 

PHILIPPINEN. Ein leerer Teller ist bei uns auf den Philippinen ein Zeichen für den Wunsch nach einem Nachschlag. Wenn man dagegen satt ist, dann lässt man ein wenig übrig.

SINGAPUR. Bei uns in Singapur ist es nicht passend, wenn man Geschenke sofort auspackt. Viel besser ist es, wenn Sie das Geschenk bewundern und dann verpackt an einen schönen Platz stellen. Ausgepackt wird es erst, wenn die Gäste gegangen sind.

VIETNAM. Oft sieht man in Vietnam gleichgeschlechtliche Paare Hand in Hand auf der Straße spazieren gehen. Hüten Sie sich aber vor falschen Schlussfolgerungen! Das ist bei uns kein Zeichen bloß ein Zeichen für die Freundschaft zwischen diesen Menschen.